So fordern Sie Ihr Arbeitszeugnis an: Tipps und Tricks für Ihren Erfolg

Das Arbeitszeugnis ist ein entscheidendes Dokument für Ihren beruflichen Werdegang. Es dokumentiert nicht nur Ihre Tätigkeiten und Leistungen, sondern beeinflusst auch maßgeblich Ihre Chancen bei zukünftigen Bewerbungen. Viele Arbeitnehmer wissen jedoch nicht, wie sie ihr Arbeitszeugnis richtig anfordern sollten – oder zögern aus Unsicherheit. Dieser Leitfaden zeigt Ihnen, wie Sie selbstbewusst und erfolgreich Ihr Arbeitszeugnis beantragen.

Der richtige Zeitpunkt: Wann Sie Ihr Arbeitszeugnis anfordern sollten

Konstantin Meier hatte nach seiner Kündigung drei Monate gewartet, bis er sein Arbeitszeugnis anforderte – ein häufiger Fehler. Als er es schließlich erhielt, enthielt es ungenaue Angaben zu seinen Projekten und kaum aussagekräftige Bewertungen seiner Leistungen. Der ideale Moment für die Anfrage ist deutlich früher.

Grundsätzlich haben Sie als Arbeitnehmer einen gesetzlichen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis. Nach § 109 Gewerbeordnung muss Ihnen dieses auf Verlangen ausgestellt werden – und zwar nicht erst zum Beschäftigungsende, sondern bereits während des laufenden Arbeitsverhältnisses als Zwischenzeugnis.

Folgende Situationen eignen sich besonders für die Anforderung:

  • Unmittelbar nach Erhalt der Kündigung oder eigener Kündigungseinreichung
  • Bei einem Vorgesetztenwechsel
  • Nach Abschluss größerer Projekte
  • Bei strukturellen Veränderungen im Unternehmen
  • Wenn Sie sich auf neue Stellen bewerben möchten

Praxistipp: Fordern Sie Ihr Zeugnis idealerweise an, wenn Ihre Leistungen noch präsent sind und die Stimmung positiv ist. Warten Sie nicht bis zum letzten Arbeitstag – zu diesem Zeitpunkt haben andere Themen oft Priorität, und die Gefahr steigt, dass Ihr Zeugnis in Vergessenheit gerät oder nur oberflächlich erstellt wird.

Die formelle Anfrage: So formulieren Sie professionell und eindeutig

Eine präzise formulierte Anfrage erhöht Ihre Chancen auf ein qualitativ hochwertiges Arbeitszeugnis erheblich. Sandra Berg, Personalreferentin bei einem mittelständischen Unternehmen, bestätigt: „Arbeitnehmer, die konkret benennen, welche Art Zeugnis sie wünschen und welche Aspekte ihrer Tätigkeit besonders berücksichtigt werden sollten, erhalten in der Regel aussagekräftigere Dokumente.“

Ihre Anfrage sollte folgende Elemente enthalten:

  • Klare Benennung des Zeugnistyps (qualifiziertes Arbeitszeugnis oder einfaches Zeugnis)
  • Gewünschter Zeitraum der Beurteilung
  • Kernpunkte Ihrer Tätigkeiten und Verantwortungsbereiche
  • Bei Bedarf: Hinweis auf besondere Erfolge oder abgeschlossene Projekte

Ein professionelles Anschreiben kann wie folgt aussehen:

Sehr geehrte/r [Name des Vorgesetzten/Personalleiters],

hiermit bitte ich um die Ausstellung eines qualifizierten Arbeitszeugnisses für meine Tätigkeit als [Positionsbezeichnung] im Zeitraum vom [Beginn] bis zum [Ende/voraussichtliches Ende].

Zu meinen Hauptaufgaben gehörten insbesondere [kurze Auflistung der wichtigsten Tätigkeiten]. Besonders erwähnenswert finde ich [besondere Leistungen, Projekte oder Erfolge].

Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Bemühungen und stehe für Rückfragen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,
[Ihr Name]

Wichtig: Reichen Sie Ihre Anfrage vorzugsweise schriftlich ein – per E-Mail oder als formelles Schreiben. Dies schafft einen dokumentierten Nachweis Ihrer Anfrage und setzt eine implizite Frist.

Inhaltliche Gestaltung: Was Ihr Arbeitszeugnis enthalten sollte

Ein vollständiges qualifiziertes Arbeitszeugnis umfasst mehr als nur die Bestätigung Ihres Arbeitsverhältnisses. Die Personalleiterin Julia Hoffman erklärt: „Ein aussagekräftiges Arbeitszeugnis folgt einem klaren Aufbau und enthält bestimmte Pflichtbestandteile, die potenzielle neue Arbeitgeber erwarten.“

Folgende Elemente sollten in Ihrem Zeugnis enthalten sein:

  1. Einleitung mit persönlichen Daten und Dauer des Arbeitsverhältnisses
  2. Tätigkeitsbeschreibung der Aufgaben, Verantwortungsbereiche und Position
  3. Leistungsbeurteilung zu Arbeitsweise, Fachkenntnissen und Arbeitsergebnissen
  4. Verhaltensbeurteilung zum Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten und ggf. Kunden
  5. Schlussformel mit Grund der Beendigung und Zukunftswünschen

Achten Sie besonders auf die korrekte Zeugnissprache. Im deutschen Arbeitsrecht hat sich eine spezifische Formulierungsweise etabliert, bei der scheinbar positive Aussagen negative Bedeutungen transportieren können. Beispielsweise bedeutet „stets bemüht“ in der Zeugnissprache lediglich, dass Sie sich angestrengt haben – ohne dabei erfolgreich zu sein.

Eine sehr gute Leistungsbeurteilung erkennen Sie an Formulierungen wie:

  • „stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“
  • „übertraf die Anforderungen regelmäßig“
  • „erzielte hervorragende Ergebnisse“

Rechtliche Grundlagen: Diese Ansprüche haben Sie

Viele Arbeitnehmer unterschätzen ihre rechtlichen Möglichkeiten bezüglich des Arbeitszeugnisses. Die Arbeitsrechtsanwältin Dr. Nadine Weber betont: „Das Arbeitszeugnis muss wahrheitsgemäß und wohlwollend formuliert sein. Diese beiden Grundsätze stehen manchmal in einem Spannungsverhältnis, aber der Arbeitgeber ist verpflichtet, beiden gerecht zu werden.“

Ihre wichtigsten Rechte im Überblick:

  • Anspruch auf ein wohlwollendes Zeugnis, das Ihr berufliches Fortkommen fördert
  • Recht auf wahrheitsgemäße Darstellung ohne versteckte negative Botschaften
  • Anspruch auf ein qualifiziertes Zeugnis mit Leistungs- und Verhaltensbeurteilung
  • Bearbeitungsfrist: maximal 2-3 Wochen nach Anforderung gilt als angemessen
  • Recht auf Zeugniskorrektur bei sachlichen Fehlern oder unzulässigen Formulierungen

Sollten Sie mit Ihrem Zeugnis nicht zufrieden sein, haben Sie das Recht, Änderungen zu verlangen. Wichtig dabei: Dokumentieren Sie die Kommunikation schriftlich und setzen Sie angemessene Fristen.

Bei anhaltenden Streitigkeiten können Sie:

  1. Ein klärendes Gespräch mit dem Verfasser des Zeugnisses führen
  2. Die Personalabteilung oder einen höherrangigen Vorgesetzten einschalten
  3. Sich an den Betriebsrat wenden (falls vorhanden)
  4. Rechtliche Unterstützung durch einen Fachanwalt für Arbeitsrecht suchen
  5. Im äußersten Fall eine Zeugnisberichtigungsklage einreichen

Nach der Anfrage: Richtige Prüfung und Nachbesserung des Zeugnisses

Das lang erwartete Arbeitszeugnis ist endlich da – doch was nun? Lesen Sie das Dokument nicht nur oberflächlich, sondern analysieren Sie es systematisch. Der Karriereberater Markus Heller empfiehlt ein mehrstufiges Vorgehen: „Prüfen Sie zunächst die formellen Aspekte wie Briefkopf, Datumsangaben und Vollständigkeit der Tätigkeitsbeschreibung. Im zweiten Schritt sollten Sie die Bewertungsformulierungen genau unter die Lupe nehmen.“

Diese Checkliste hilft bei der kritischen Prüfung:

  • Korrekte Firmierung und Briefkopf auf aktuellem Firmenpapier
  • Fehlerfreie persönliche Daten und exakte Beschäftigungszeiträume
  • Vollständige Auflistung relevanter Tätigkeiten und Verantwortungsbereiche
  • Klare, positive Leistungsbeurteilung ohne mehrdeutige Formulierungen
  • Aussagekräftige Beschreibung von Sozialverhalten und Teamfähigkeit
  • Angemessene Schlussformel mit positiven Zukunftswünschen
  • Aktuelles Datum (möglichst nah am letzten Arbeitstag)
  • Unterschrift einer autorisierten Person mit Funktionsbezeichnung

Wenn Sie Mängel identifizieren, sollten Sie zeitnah handeln. Formulieren Sie konkret, welche Änderungen Sie wünschen und begründen Sie diese sachlich. Eine mögliche Anfrage könnte lauten:

Sehr geehrte Frau [Name],

vielen Dank für das übersandte Arbeitszeugnis. Nach sorgfältiger Prüfung möchte ich höflich um folgende Anpassungen bitten:

1. In der Tätigkeitsbeschreibung fehlt meine Verantwortung für [konkrete Tätigkeit].
2. Meine Projektleitung bei [Projektname] wurde nicht erwähnt.
3. Die Formulierung „zeigte Einsatz“ entspricht nicht meinen durchweg positiven Leistungsbeurteilungen während meiner Beschäftigung.

Ich rege an, diese Punkte in einer überarbeiteten Version zu berücksichtigen und stehe für ein persönliches Gespräch gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,
[Ihr Name]

Fazit: Mit Strategie zum optimalen Arbeitszeugnis

Ein qualitativ hochwertiges Arbeitszeugnis ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis einer durchdachten Strategie. Mit einem proaktiven Ansatz – von der richtigen Anfrage über die inhaltliche Mitgestaltung bis zur kritischen Prüfung – können Sie aktiv Einfluss nehmen.

Bedenken Sie: Ihr Arbeitszeugnis ist mehr als ein formeller Abschluss Ihres Arbeitsverhältnisses. Es ist ein wichtiges Marketinginstrument für Ihre berufliche Zukunft und sollte entsprechend sorgfältig gestaltet sein. Wer seine Rechte kennt und selbstbewusst, aber diplomatisch auftritt, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit ein Zeugnis erhalten, das seine Karriere tatsächlich voranbringt.

Durch eine frühzeitige, präzise Anfrage, ein Bewusstsein für die wesentlichen Inhalte und eine kritische, aber konstruktive Herangehensweise bei notwendigen Korrekturen schaffen Sie die besten Voraussetzungen für ein Arbeitszeugnis, das Ihnen alle Türen öffnet.

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